Gastbeitrag zum OSTBLOCK-Blog
FC St. Pauli vs. 1. FC Union Berlin │ Montag, 03.03.2014, 20:15, Millerntor-Stadion
Autor: Kalle Lehmandowski
Okay. Heute mal ein Gastbeitrag.
Erste Frage die im Raum steht: Was’n das für ‚ne Überschrift? Einfach nach Auswärts fahren? Zum doppelten Heimspiel? Und dit kostet ooch nur die Hälfte vom Preis? Wat? Wie jehtn ditte?
Gut, das scheint erst einmal erklärungsbedürftig, fasst mein Gastspiel am letzten (verlängerten) Wochenende aber so im Wesentlichen kurz und knackig zusammen. Dazu kommt, wenn der OSTBLOCK schonma‘ auf das Angebot eingeht, einen Gastbeitrag a) zu akzeptieren und b) auch noch zu veröffentlichen, dann doch aber bitte auch mit etwas Niveau, oder wat?! Ihr Penner.
Also, los geht’s.
Zur Überschrift: Stichwort „Sonderzug“. Mein letztes Auswärtsspiel hab‘ ich aufm Betzenberg in Kaiserslautern gesehen. Zeitlich einzuordnen circa ziemlich genau Mai 2013. Für mich war die Sache zumindest anreisetechnisch als Heimspiel auszulegen, da der damals aktuelle Wohnsitz quasi im Landkreis Regionalliga Südwest lag. Das Spiel wurde mit 2:1 gewonnen. Gut so. Folglich, auf dem Weg runter vom Berg, wurde dann schnell noch der Plan gemacht, mit dem OSTBLOCK einen kurzen, schnellen Absacker im schon zur Abfahrt bereitstehenden Sonderzug zu trinken, quasi: Schluck, alle nochma umarmen und herzen, strammen Schrittes aussteigen gemütlich mit der Regionalbahn Richtung Heimathafen fahren. (…) ZACK!, stehste nach knappen 7-8 Stunden unvergleichlicher Sonderzugfestivitäten Nachts um 1 in Altona auf dem Bahnhofsvorplatz. Nicht so geplant, aber geil. Dann kurz orientieren, Pennplatz checken, hinlegen, aufstehen und eine echt mühsame, unbequeme, komplizierte und teure Rückfahrt zum eigentlichen Fahrtziel des Vortages antreten. Ihr erinnert euch: Landkreis Regionalliga Südwest.
Um diesen letzteren Aspekten im Letzen vorzubeugen muss ihnen aktiv entgegen arbeiten, hab ich mir gesagt und direkt mal geschaut, zu welchem Heimspiel ich mal auswärts fahren könnte, und zwar sowohl einfach, also geplant und unkompliziert, als auch billiger, also früh genug buchen.
Was nun passierte könnte man entweder Losglück nennen oder doppeltes Heimspiel. St. Pauli gegen Union. Löpt. Nehm ick. Mit dem Schnipselbeauftragten vom OSTBLOCK wurden die entsprechenden Detailfragen geklärt und dem verlängerten Wochenende auf St. Pauli stand nichts im Weg. Zusätzlich hatte das noch den entscheidenden Vorteil, dass sämtliche Karnevalsaktivitäten südlich von Hamburg mal schön dezent aber in Gänze komplett übersprungen werden konnten. Hell-Au!
Exkurs: Die interessierten und pedantisch veranlagten Leserinnen und Leser unter euch werden anhand einiger stilistischer Sprachungenauigkeiten im Text vielleicht bereits festgestellt haben, dass der Schreiberling (icke) in jungen Jahren irgendwo da in der Gegend in und um und überhaupt Berlin sprachsozialisiert worden sein muss. Dem stimme ick zu und hau nochma ne Schippe druff. Schreibt sich ooch einfacher.
So, und wat war nun so los im Stadion? Das doppelte Heimspiel war also eines dieser unrühmlich berühmten DSF-Sport1-Montagsspiele. Die Problematik ist bekannt. Der fahnen- und konfettibezogene Support auf der Gegengerade sollte daher folglich etwas eingeschränkt werden:
Vorher alle so: „Konfetti? Machen wa‘ heut nich!“
Nachher alle so: „Ey, kannste ma mir ma die Schnipsel ausm Schlüpper holen?“
Insgesamt war der OSTBLOCK zum diesem Heimspiel durch Urlaub und andere Plagen personell etwas geschwächt. Vor Anpfiff gab es aber erst noch einmal ein großes, fröhliches Hallo!, als vom Vorstandsvorsitz, äh, …also vom Geschäftsführ…, wat?, also vom Präsiden…, also von WILLI vermittelst rudimentärster Grundkenntnisse in Mathematik statistisch mal wieder alle Register gezogen wurden, um eine präzise Voraussage eines möglichen Endergebnisses herbei zu rechnen. Die Formel:
Willi so: „Wann haben wir dit letzte Heimspiel gewonnen?“
Und alle so: „Äh, am 11.11.?!“
Willi so: „Richtig. Wat ham‘ wa heute?“
Und alle so: „Äh, Rosenmontag?“
Willi: „Richtich.“
Und alle so: „… … …. … – !!!!!“
Ihr glaubt nicht, wie schön Menschen schauen können, wenn sich Ihnen ungeahnte Dimensionen des Faktischen erschließen. Danke Willi. Da war sie wieder, die Unberechenbarkeit von Karneval. Oder heißt es jetzt „Berechenbarkeit“, weil Willi ja eben…? Egal.
Das mit den Großchancen in den ersten 20 Minuten war insgesamt eher mau. Der Ball zirkulierte rund um die Mittellinie und wurde von einem Fuß zum anderen gestolpert. Spielfluss? Keiner. Dann ein paar Chancen hier, ein paar Chancen da. Mal Haas hier, mal Tschauner da. Nach 45 Minuten ein schnörkel- und glanzloses 0:0. Alles offen. Hüben wie Drüben. Also die erste Halbzeit des Spiels entsprach dann jedenfalls noch nicht dem genau vorausgesagten Ausgang. Daran änderte dann das 0:1 für Union durch den Abstauber von Terodde in der 58. Minute im Wesentlichen nicht viel.
Dann kurze 3 Minuten zittern, knabbern, Finger kauen und schwupp, der schöne Ausgleich durch Schachten in der 61. Minute. In der Folgezeit, so ab der 75., dann noch ein paar gute Torchancen für beide Mannschaften gesehen. Was davon im Gedächtnis bleibt ist: Tschauner, Tschauner und immer wieder Tschauner.
Spätestens mit dem verzückenden 2:1, zwei Minuten vor dem regulären Spielende durch Bartels, waren dann auch zwei Sachen klar:
Erstens. Spiel gedreht.
Zweitens. Willi hatte Recht.
Drittens. Zwischen dem 11.11. und Rosenmontag wird kein Heimspiel mehr ausgetragen.
Durchs Millerntor-Meterbier angetrunken und mit leerem Blick ins Stadion starrend, kratze ich mir gedankenversunken den Kopf, rufe laut „Kacke!“ und sage mir leise, dass ja dann demnächst wohl nur noch mühsame, unbequeme, komplizierte und teure Rückfahrten nach Landkreis Regionalliga Südwest für mich anstehen werden. Ick freu‘ mich druff!
Es war toll euer Gast sein zu dürfen. Uff bald und herzlichst. Icke.
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